Ihr kennt sie alle. Diese Fußballphrasen und Mythen, die jeder kennt, die jeder für wahr hält und die einfach so sind, weil sie so sind.
Ich gehe heute auf das berühmte "Wir wollen das Rückspiel zu Hause haben, das macht es leichter" ein. Mich beschleicht schon länger der subjektive Eindruck, dass das nicht stimmt und das zeige ich euch jetzt in aller Kürze:
Ich betrachte alle Champions Leauge Saisons seit Abschaffung der zweiten Gruppenphase bzw. Einführung des Achtelfinals.
Seit der Saison 04/05 wurden in der Champions Leauge 154 K.O. Duelle ausgespielt. Dabei sind in 63% der Fälle die Teams mit Heimrecht im Rückspiel weitergekommen. Scheint als stimme der Spruch, oder? Betrachten wir das ganze genauer:
Im Achtelfinale kamen bei 88 Duellen 71,5% der Teams mit Heimrecht weiter. Aber dabei muss man auch bedenken: Es trifft immer ein Gruppenerster auf einen Gruppenzweiten. Ausnahmen bestätigen zwar die Regel, aber im Normalfall wäre das Team, das dank dem Modus im Rückspiel Heimrecht hat, auch der Favorit gewesen, wenn es im Rückspiel auswärts ran müsste.
Ab dem Viertelfinale wird frei gelost. Die Qualitätsdichte nimmt zu. Im Viertelfinale sind bei 44 Duellen in 59,1% der Fälle die Teams mit Heimrecht im Rückspiel weitergekommen. Ihr seht: Die Zahl sinkt bereits.
Im Halbfinale - wo die Qualitätsdichte im Normalfall am höchsten ist - dreht es sich sogar komplett. Nur 8 der 22 Teams mit Heimrecht konnten das Duell für sich entscheiden. (in den letzten drei Jahren sogar kein einziges Team und nur 2 bei den letzten 12 Duellen)
Für Viertel- und Halbfinale kommen wir also auf 34 Siege in 66 Duellen für die Teams mit Heimrecht. Das sind 51,5%. Praktisch 50:50.
In meinen Augen hält der Spruch also einer genaueren Analyse nicht stand. Der Mythos entsteht durch die vielen "Heimrecht-Teams" die im Achtelfinale gewinnen, was aber angesichts der Situation eher weniger auf den Heimvorteil, als viel mehr auf die Qualitätsunterschiede zurückzuführen ist.